Zum 150. Todestag der Märchenbrüder wird diskutiert. Bei Welt.de ist man gar überzeugt: (Bericht von gestern, Link unten):
"Jacob Grimm durchschaute die Vokale der Germanen".
Na und???
Diskussionen von Germanisten und so, ist mir schon klar. Auf der wissenschaftlichen Ebene mag das ja okay sein.
Aber ich meine, ich wage es jetzt hier echt, 150 Jahre danach ZU KRITISIEREN!
Sie müssen nämlich wissen, dass Kinder heute immer noch mit diesen Märchen berieselt werden, und dies von Pädagogen, ohne diese Geschichten zu hinterfragen. Denn es sind keine Germanisten, die unsere Kinder erziehen, ne?
Wer zum Beispiel noch vor 16 Jahren in der Schweiz Kindergärtnerin werden wollte, musste sich sehr stark mit diesen Märchen auseinandersetzen und sie den Kindern erzählen. Ich weiss, von was ich rede.
???? Nicht gerade zeitgemäss. Aber muss man sich da nerven, in einem Land (SCHWEIZ), wo erst 1990 ALLE FRAUEN DAS STIMMRECHT erhielten (und anfangs der 70er noch keine Frau mitbestimmte). Warum komme ich jetzt mit dem Frauen-Ding, Eman....!!!, werden Sie sich vielleicht fragen??
Hier einige Beispiele von solchen Grimm-Märchen, die merkwürdigerweise nie auf der Meta-Ebene diskutiert wurden, zumindest nicht in den Klassenzimmern.
(Hingegen motzt man dann lieber über die Hip-Hopper, die angeblich frauenfeindlich seien, oder über Miley Cyrus, die, huch, nackt ist / Weil sie sich nicht wie im Märchen verhält, oder was?).
Hier die. meiner Meinung nach, Beweise:
- Rapunzel: DAS MÄDCHEN ist eingesperrt, bis der richtige Prinz kommt. Ehrensache, oder?
- Frau Holle: Denk daran, Mädchen, wenn du nicht spurst, bist du eben die Pechmarie! Wenn du aber brav das "Prinzessinen-Programm" durchläufst, wird dir der Reichtum winken.
- Rotkäppchen: Das Mädchen wird bestraft und belästigt, wenn es selbständig sein will.
- ASCHENPUTTEL: Der Klassiker!!! Mit diesem Märchen wird es keiner Pädagogin gelingen, einem Mädchen das nötige Selbstbewusstsein beizubringen. GANZ IM GEGENTEIL. Fast wie bei Frau Holle: Die hässlichen Stiefschwestern und die schöne arme, die am Schluss den Prinzen abkriegt, und deswegen nie wieder putzen muss. Ein zierliches Füsslein ist vorausgesetzt.
- König Drosselbart: Hier muss eine gaaaanz schöne, was sonst, Prinzessin den Kompromiss eingehen, dass der Mann halt hässlich ist, aber klug. Oder so ähnlich....
- Hänsel und Gretel: Hier wissen wir ja auch, dass die alte Hexe die böse Kinderfresserin war. Die alte, alleinstehende Frau = unheimlich.
- Der Froschkönig: Da ist wieder das Muster, ein Mädchen muss etwas grausiges machen, den Ekel überwinden, damit es den Traumprinzen findet, dieses Märchen ist meiner Ansicht nach in der heutigen Zeit sehr heikel. Könnte Tür und Tor für manipulative Leute öffnen.
- Zudem kriegen die Buben durch dies Märchen schon früh den Druck aufgesetzt, kein "Schwächling" zu sein. Ehrensache und so...
ABER WISSEN SIE, WAS ECHT MERKWÜRDIG RÜBERKOMMT? Jetzt, wo wir gelesen haben, wie unmodern diese Märchen sind, sollten wir uns Gedanken machen.
DIE WELT sieht es allerdings überhaupt nicht vom pädagogischen Aspekt, sondern so:
"Schützt Grimm vor spießigen Fremdwortjägern!"
SPIESSIGE Fremdwortjäger ????? SPIESSIG???
Hahahaha! Pruuuuuust, huaaaahuaaaahuaaahoooooooooooo, hohohoho!
Siiiiileeeeeeex
Herr Schawinski und der Bart